Das große Jubiläums-Interview mit Corinna Handt: Teil 2

Weiterbildung Ernaehrung Referent*in

Heute folgt der zweite Teil des großen Jubiläums-Interviews, welches Jessica Bolewski mit Corinna Handt, der Gründerin von Weiterbildung Ernährung geführt hat. 

“Weiterbildung Ernährung” hat ein großes Themenangebot: Sehen Sie Teilnehmende in Ihren Seminaren wieder?

Ja! Wir haben eine richtige kleine Fangemeinde. Wobei sich seit Frühjahr 2020 so einiges geändert hat: Da gab es einen großen Einschnitt und seitdem ist das eine ganz andere Firma. Nicht nur, weil Frau Wilp das Unternehmen verließ, sondern weil sich die ganze Seminarlandschaft aufgrund der Coronakrise maximal verändert hat.

Inwiefern?


Hierbei gibt es ein lachendes und ein weinendes Auge. Das lachende Auge freut sich über neue Seminarthemen und -strukturen. Wir bilden mittlerweile überwiegend online fort und das ist wirtschaftlich ein unglaublicher Erfolg: Rund 800 Teilnehmende pro Jahr besuchen unsere Seminare und sie kommen nicht mehr alleinig aus dem Norden, sondern auch aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz, Italien, Luxemburg – inzwischen sind wir im ganzen deutschsprachigen Raum vertreten und dadurch wächst auch die Anzahl an Seminarteilnehmenden. In diesem Jahr planen wir 53 Seminare und damit haben wir die Obergrenze an Veranstaltungen ziemlich erreicht.
Auch unsere Formate haben sich mit den Jahren verändert: All die Kurzformate, wie beispielsweise Seminare über vier Stunden am Abend oder halbe Tage, waren früher nicht denkbar, werden aber jetzt vermehrt nachgefragt. Ganztagesseminare bieten wir mittlerweile nur noch für Themen an, bei denen man wirklich tief eintaucht und sich konzentriert einarbeiten muss.
Das weinende Auge bedauert, dass wir kaum noch Präsenzseminare an unserem geliebten Seminarort auf Gut Karlshöhe geben. Das ist eine richtige Oase, die wir dort geschaffen haben. Auch im Hinblick auf die persönliche Auszeit der Teilnehmenden, denn viele sind Einzelkämpferinnen und Mütter: Für sie bedeutete es, zwei Tage aus dem Alltag herauskommen und sich fachlich an einem tollen Ort fortbilden. Man wurde bekocht und hatte Kolleg*innen zum Austausch da. Das alles ist der so wertvolle Mehrwert an Seminaren und fällt ohne Präsenzveranstaltung einfach weg. Seit diesem Jahr bieten wir auch keine Hybridseminare mehr an, das sind Seminare, die sowohl in Präsenz als auch Online gleichzeitig stattfinden. Die Präsenzseminare werden derzeit alle ganz schwach gebucht – wir haben darum nur noch acht im Programm. Möglicherweise werden wir diese zukünftig auch ganz abschaffen müssen. Das ist eindeutig das weinende Auge, denn ich habe es immer sehr genossen und hatte eine gute Zeit. Ich finde es schade, denn ich sehe eine Entwicklung, deren Ende nicht richtig abzusehen ist. Wir sind bei den Seminarfortbildungen im Fastfood angelangt: schneller Infokonsum. Ich versuche wirklich, die Seminarangebote noch in Präsenz zu machen, aber wenn sie nicht gebucht werden, dann kann ich sie langfristig nicht weiter anbieten.

Sehen Sie die Teilnehmenden, die Sie früher in Präsenz gesehen haben, jetzt Online wieder?

Auch, aber viele mit Bedauern. Bis letztes Jahr hatten wir noch die Hybridseminare im Angebot und viele Karlshöhefans wollten die Liveseminare wiederhaben. Wir mussten letztendlich aber oft von Hybrid auf Online umwandeln, weil es vor Ort zu wenig Teilnehmende gab.

Gibt es in Ihren Seminaren die Möglichkeit zum persönlichen Austausch der Teilnehmenden?


Von Beginn an hatten wir einen hohen Anspruch an die fachliche und methodische Qualität unserer Seminare. Wir arbeiten viel interaktiv und bieten bewegte Pausen sowie Pausen-Chaträume während der Onlineseminare an, damit sich die Gruppe austauschen kann.

Inwiefern haben sich die Seminarthemen in den letzten 15 Jahren verändert?


Unser erstes Seminar war “Sport, Ernährung, Leistung” mit Frau Lemberger und sie leitet das Seminar auch heute noch – ein Dauerbrenner. Früher war es jedoch ein Zweitagesseminar, mittlerweile wird es an einem Tag gehalten. Das Format hat sich also geändert – und auch die Themen. Im Vordergrund standen schon immer Fach- und Methodenseminare. Die zwei größten Themen, die wir heute anbieten, hatten wir damals nicht: Das sind die Adipositas-Chirurgie und die Essstörungen.

Auch das ein oder andere exotische Seminar ist bei “Weiterbildung Ernährung” im Angebot. Dazu muss ich sagen, dass ich auch Heilpraktikerin bin und mir der ganzheitliche Blick auf den Menschen wichtig ist. Deshalb gibt es auch ein Kräuterseminar, Unterricht zum Darm und der Mikrobiota oder Trendthemen wie Planetary Health Diet. Besonders beliebt sind aber die Fachseminare: Die Teilnehmenden wollen fachlichen Input und ihre Methodenkompetenz verbessern. Wir haben auch Supervisionen im Angebot, wo praxisnahe Fälle diskutiert werden und man super miteinander in den Austausch gehen kann.

Wie funktioniert das Punktesammeln bei Ihnen?


Der Grund, warum wir “Weiterbildung Ernährung” gegründet haben, war, Fortbildungspunkte zu sammeln. Wir richten unsere Seminare danach aus, dass sie von den Fachverbänden anerkannt sind.

Wie sieht “Weiterbildung Ernährung” in 15 Jahren aus?


Ich gehe von Jahr zu Jahr und habe keine Vision. Ich bin immer offen für Neues und stehe in engem Kontakt zu den Teilnehmenden, um Wünsche zu erkennen und einem Bedarf nachzugehen. Was gebraucht wird, machen wir, wenn ich es für sinnvoll halte. Die drei Dinge, die ich mir für die Zukunft wünsche, sind erstens die Zielgruppe. Ich würde mir wünschen, dass mehr Ärzte unsere Seminare besuchen, weil ich glaube, dass wir für Ernährungsmediziner*innen unglaublich gute Fortbildungen haben. Wir haben die besten Referenten für Ernährungsthemen. Zweitens möchte ich berufspolitisch aktiver in den Berufsverbänden werden. Und drittens will ich versuchen, die Seminare auf Gut Karlshöhe zu erhalten und hierfür kreativ werden, damit das gelingt.

 

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